Sabine Piecha
Kinderyoga fördert den Spaß an der Bewegung, entspannt und macht selbstbewusst
19.09.23 | Die ehemalige Grundschullehrerin Sabine Piecha arbeitet heute als Selbständige, um anderen Lehrkräften zu zeigen, wie sie Yoga in der Schule integrieren können. Das Wissen erarbeitete sie sich durch eine zweijährige Yogalehrerinausbildung. Zudem ist sie Entspannungstrainerin für Kinder und Achtsamkeitstrainerin.
Für „Kinder stark machen“ hat sie die Yoga-Geschichte „Ein Tag im Zoo“ geschrieben und passende Asanas eingebaut.Die Geschichte und die passenden Bildkarten der Yogaübungen können hier kostenlos heruntergeladen werden.
Liebe Frau Piecha, namasté*. Können Sie uns zunächst kurz erläutern, was Yoga ist? Und wie sich Kinderyoga von Erwachsenenyoga unterscheidet?
Yoga bedeutet „Einheit / Harmonie“ und ist eine jahrtausendealte indische Übungspraxis, die aus Atemtechniken, körperlichen Übungen (Asanas) und Meditation besteht. Yoga zielt darauf ab, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und hat viele positive Effekte für die Gesundheit.
Yoga für Kinder ist etwas anders als für Erwachsene. Meist werden die Übungen in Geschichten eingebettet und das Spielerische steht im Vordergrund. Oft werden Tiernamen für die Yoga Asanas eingesetzt und die Kinder können die Tiergeräusche nachmachen. Zu den Übungen gehören auch verschiedene Atem- und Entspannungstechniken, kurze Meditationen und Achtsamkeitsübungen.
Sie sagen: Yoga stärkt Kinder, damit sie als Erwachsene selbstbewusst durchs Leben gehen. Können Sie das kurz erläutern? Was kann Yoga bei Kindern noch bewirken?
Kinderyoga fördert die Konzentrationsfähigkeit und hilft bei Schulangst, Aggressionen, ADHS (Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätssyndrom) und anderen psychischen Störungen. Es verbessert zudem die Körperhaltung und steigert die Selbstwahrnehmung.
Durch den Wechsel von aktivierenden und entspannenden Übungen wird das Nervensystem ausbalanciert. Wird Yoga regelmäßig geübt, kommt es zunächst zu körperlichen Wirkungen, wie Kraft, Stärke und Flexibilität. Der Geist profitiert darüber hinaus von positiven Affirmationen und Gedanken. Das stärkt das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein. Kinder, die positiv denken und von sich überzeugt sind, sind resilienter, meist glücklicher, erfolgreicher und können besser mit Herausforderungen umgehen.
Ab welchem Alter eignet sich Yoga für Kinder und gibt es etwas zu beachten?
Es gibt durchaus schon Yoga für Kinder ab zwei Jahren als Eltern-Kind-Yogakurs. Kinderyoga-Kurse starten in der Regel ab vier Jahren. Ab dem Grundschulalter wird es dann etwas intensiver, bleibt aber immer noch spielerisch. Ab ca. zehn/elf Jahren beginnen Teenie-Yogakurse.
Grundsätzlich ist Yoga für alle Kinder möglich. Aufpassen sollte man bei Kindern, die gesundheitliche Einschränkungen haben, zum Beispiel Asthma, Herz-/Kreislauferkrankungen oder Epilepsie. In solchen Fällen sollten nur mit Rücksprache und dem Einverständnis der Kinderärztin / des Kinderarztes entsprechende Yoga-/ Atem- und Entspannungstechniken angewendet werden.
Wo kann man Kinderyoga machen und braucht es bestimmte Yoga-Utensilien?
Kinderyoga kann man überall üben: Zu Hause, im Kindergarten, in der Schule, als Kurs im Yogacenter, online, draußen und überall wo man Spaß daran hat. Das Schöne an Yoga ist, man braucht grundsätzlich kein Material, lediglich den eigenen Körper, den Geist und die Seele.
Wer kann Yoga unterrichten? Und wo finden interessierte Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte oder Übungsleitende in Vereinen gute Empfehlungen?
Yoga für Kinder können alle unterrichten, die Spaß daran haben. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit den Empfehlungen für Kinderyoga kann man mit etwas Geschick und Phantasie schöne Übungen aneinanderreihen und in eine bezaubernde Geschichte einfügen.
Es gibt viele tolle Bücher oder Materialien für Kinder, um die spielerische Herangehensweise mit Yoga zu verbinden. Im Internet gibt es zahllose Videos, wie Yogastunden aufgebaut sind. Es gibt natürlich auch zertifizierte Fortbildungen – gerade für Fachkräfte und Multiplikatoren.
Yoga kann Kindern helfen, sich zu entspannen. Können Sie nochmal abschließend zusammenfassen, warum Yoga Kindern so guttut?
Kinderyoga vermittelt den Kindern ein spürbar sicheres Gefühl. Die Körperwahrnehmung wird gesteigert, das Selbstbewusstsein gestärkt und die Konzentrationsfähigkeit gefördert. Das Wechselspiel zwischen ruhigen und entspannten Momenten zu aktivierenden und herausfordernden Übungen fördert sowohl die Beweglichkeit als auch die Fähigkeit, sich zu entspannen. Kinder sind heutzutage vielen stressigen Situationen ausgesetzt. Darum ist es wichtig, sie wieder zu erden und ihnen Tipps an die Hand zu geben, die sie bis ins Erwachsenenalter begleiten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Auf der Webseite www.yokids.de bietet Sabine Piecha Informationen rund ums Kinderyoga, selbst erstellte Materialien für Kitas, Grundschulen und alle, die gern Yoga für und mit Kindern unterrichten möchten. Sie verfasst regelmäßig Blog-Beiträge und gibt Tipps auf ihrem Instagram-Profil @yoga.in.der.schule.
*Namasté ist eine Grußformel, die im Yoga verwendet wird und bedeutet: „Ich verbeuge mich vor Dir“ (mit den typisch gefalteten Händen vor dem Herz).